EU-Studie „Reflex“ zeigt DNA-Schäden durch Strahlung von Mobilfunkgeräten und Handys
Einleitung
Die europäische Studie REFLEX (2004) wurde im Auftrag der EU von 12 Institutionen für ein Gesamtbudget in Höhe von 3 Millionen Euro durchgeführt. Die Studienergebnisse zeigen, dass sogar bei einem SAR-Wert von 1,3 W/kg (typisch für viele Mobiltelefone) signifikante biologische Schäden an menschlichen Zellen und insbesondere an der DNA verursacht werden.
Der Kernpunkt ist, dass man endlich die nicht-thermische Wirkung von 2G-Strahlung (GSM), 3G-Strahlung (UMTS) und magnetischen Feldern aus elektrischen Anlagen und Geräten strukturell untersucht hat. Die Wirkung der elektromagnetischen Strahlung aus diesen Quellen ist der Wirkung von Röntgenstrahlung sehr ähnlich. Dies ist bemerkenswert, weil viele Physiker immer noch darauf beharren, dass hochfrequente elektromagnetische Strahlung (Mobilfunk) keine Schäden an der DNA verursachen könne, aufgrund ihrer nichtionisierenden Natur.
Die EU-Studie Reflex zeigt, dass langzeitige Strahlung von einem Mobilfunktelefon und Magnetfeldern ähnliche genetische Schäden verursachen kann, wie jene, die von radioaktiver Strahlung verursacht werden. Der Comet-Assay-Test ist ein hochsensitives Testverfahren, das DNA-Schäden nachweisen kann. Mithilfe der Elektrophorese werden DNA-Fragmente an den Rand einer Petrischale gezogen. Je kürzer die Fragmente (mehr DNA-Brüche), desto länger und klarer ist der „Kometenschweif“, der unter dem Mikroskop sichtbar wird. Dies demonstriert einsträngige und doppelsträngige DNA-Brüche, die wie in den Abbildungen in diesem Post dargestellt auftreten können. In der oberen linken Ecke des Beitragsbilds sieht man das Kontrollexperiment („sham“ steht für scheinexponiert); die obere rechte Abbildung zeigt die Wirkung von 0,5 Gray Röntgenstrahlung auf die Zelle, was 250 Jahren natürlicher Hintergrundstrahlung oder rund 60 Computertomografien entspricht; und die untere Abbildung zeigt die Wirkung der Strahlung auf die Zelle, die der Frequenz eines üblichen GSM-Telefons (SAR 1,3 W/kg) im Laufe von 24 Stunden entspricht. Beide Fälle mit Strahlung zeigen deutlich einen Kometen mit Schweif.
Bildquelle: Vortrag von Prof. Dr. Franz Adlkofer (siehe pdf-Datei auf der Seite unten).
Die Studie Reflex zeigt ebenfalls, dass ein Zusammenhang mit der Expositionsdauer, d. h. eine Dosis-Wirkungsrelation besteht.
Mittlerweise ist diese Wirkung auf die DNA bereits in 49 Studien nachgebildet und bestätigt worden. Siehe auch Starke Bedenken von Wissenschaftlern. Sonderausgabe von Elsevier Pathophysiology.
Siehe auch: Fast alle der 42 DNA-Studien, bei denen keine Wirkung festgestellt wurde, werden von der Drahtlos-Industrie oder der US-Armee finanziert: Microwave News (2006).
Das Wirkungsprinzip, das mit der DNA-Schädigung zusammenhängt, ist höchstwahrscheinlich die Bildung freier Radikale (reaktive Sauerstoffspezies/ROS) durch elektromagnetische Strahlung. In der Review-Studie von Yakymenko unter der Bezeichnung „Oxidative mechanisms of low intensity radiofrequency radiation“ werden 100 Studien aufgeführt, bei denen diese ROS bei Ratten, Embryonen etc. nach Exposition mit elektromagnetischer Strahlung wie von Mobiltelefonen und Drahtlosgeräten nachgewiesen wurden.
Ein eindeutiger Review-Artikel ist „Wie empfindlich reagieren die Gene auf Mobilfunkstrahlung?“,verfasst vom Leiter der REFLEX-Studie Prof. Franz Adlkofer, gemeinsam mit Belyaev, Richter et al. (Kompetenz initiative, Heft 3, 2008, Dtld.).
Zusammenfassung der REFLEX-Studie
Autor: Dr. Leendert Vriens
In-vitro-Untersuchungen
Im Bericht der Reflex-Studie werden die Ergebnisse eines großangelegten, EU-finanzierten Forschungsvorhabens beschrieben, das von 12 europäischen Instituten durchgeführt wurde. In-vitro studierte man die Wirkungen auf Zellkulturen bei Exposition gegenüber ELF-Magnetfeldern wie von elektrischen Anlagen und Geräten sowie gegenüber nicht-gepulsten Hochfrequenzfeldern (HF) und gepulsten HF-Feldern, zum Beispiel von Mobiltelefonen und Drahtlosgeräten. Die Zellkulturen mit menschlichen und tierischen Zellen wurde in Petrischalen angesetzt. Bezüglich der menschlichen Zellen wurden weiße Blutzellen (Lymphozyten, Monozyten und Thymozyten), Bindegewebszellen (Fibroblasten), Hautzellen (Melanozyten), Tumorzellen (Neuroblastomzellen) und Leukämiezellen (HL-60) im Hinblick auf ihre Sensitivität gegenüber elektromagnetischer Strahlung untersucht.
HF-Felder von Mobiltelefonen und drahtlosen Geräten
Es wurde festgestellt, dass gepulste HF-Felder (GSM 900 und GSM 1800) mit SAR-Werten von 0,3 W/kg genetische Schäden, d. h. einzelne und doppelte Brüche in der DNA und MN-Induktion, in menschlichen Fibroblastenzellen verursachen. Darüber hinaus wurde ein Anstieg der Anzahl der freien Sauerstoff- und Hydroxyl-Radikale (OH) ermittelt. Thermische Effekt sind unter dieser Belastung zu vernachlässigen; die Erwärmung der Zellkultur lag lediglich bei 0,01 Grad Celsius. Bei HN-60-Zellen wurde keine Wirkung durch HF-Belastung bei einem SAR-Wert von 1,0 W/kg festgestellt. Bei 1,3 und 1,6 W/kg wurde ein signifikanter Anstieg der Anzahl der DNA-Brüche und der MN-Induktion ermittelt. Bei Belastungen von 2,0 und 3,0 W/kg trat eine Wirkung auf, allerdings war sie geringfügiger als bei 1,3 und 1,6 W/kg. Insofern besteht eine starke nicht-lineare Abhängigkeit von der Belastung. Die Exposition der weißen Blutzellen gegenüber HF-Feldern führte zu unterschiedlichen Resultaten. Eine Wirkung auf Monozyten war vorhanden, jedoch wurde keine Wirkung auf Thymozyten festgestellt, und bei Lymphozyten gab es widersprüchliche Resultate.
Ferner wurde nachgewiesen, dass einige Wirkungen, DNA-Brüche und MN-Induktion, sowohl bei nicht-gepulsten als auch gepulsten HF-Feldern auftraten, und dass andere Wirkungen, Änderung der Gen- und Proteinexpression, nur bei gepulsten HF-Feldern auftraten. In einigen Zellen fand man eine Erhöhung der Expressionsraten der Stressproteine HSP27 und HSP70, die auf eine zelluläre Stressreaktion hindeuten: HSP steht stellvertretend für „Hitzeschockprotein“.
Fazit
Es kann festgehalten werden, dass die nicht-thermische Belastung von Zellkulturen durch magnetische ELF-Felder von elektrischen Anlagen und Geräten oder durch EM-HF-Felder von Mobiltelefonen und Drahtlosgeräten zu genetischen Schäden führen kann. Die Schädigung hängt von der Art der Zelle ab. Manche menschliche Zellen, insbesondere Fibroblasten, sind gegenüber den genannten Feldern empfindlich, während andere Zellen, darunter die weißen Blutzellen, weniger empfindlich sind und nicht auf die geringen Feldstärken, die in der Reflex-Studie verwendet wurden, reagieren. Falls eine Beschädigung auftritt, so ist stets ein Anstieg der Anzahl der freien Sauerstoff-Radikale und manchmal auch der Hydroxyl-Radikale zu beobachten. Diese Radikale können oxidativen Stress und Schäden an der DNA, an Proteinen und Zellmembranen verursachen und sind wahrscheinlich in bedeutendem Maße für die beobachteten Wirkungen verantwortlich. Tatsächlich wurde in einigen Experimenten der Verfasser, wenn man den Zellkulturen sogenannte Radikalfänger hinzufügte, ein DNA-Schaden vermieden – ein Ergebnis, das auch von anderen Studien bestätigt wurde.
Dokumente
Im Folgenden ist eine Liste mit Berichten und wissenschaftlichen Publikationen von REFLEX aufgeführt:
Vortrag von Prof. Dr. Franz Adlkofer, wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung VERUM.
Ergebnisse des REFLEX-Projekts. Vortrag beim 7. Workshop „Elektromagnetische Felder in der Umwelt“; Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Düsseldorf; 2. Dezember, 2004
REFLEX-Projekt, einschließlich Liste der wissenschaftlichen Publikationen (Verum Stiftung).
REFLEX Abschlussbericht Teil 1.pdf.
REFLEX Abschlussbericht Teil 2.pdf.
REFLEX Abschlussbericht Teil 3.pdf.
REFLEX Abschlussbericht Teil 4.pdf.
REFLEX Zusammenfassung der Fortschritte 23.11.2004.
Falsche Anschuldigungen über wissenschaftlichen Betrug
Der Reflex-Studie wurde wissenschaftlicher Betrug vorgeworfen, insbesondere durch den industrienahen Prof. Alexander Lerchl, Professor an einer privaten Universität in Bremen. Siehe auch So behandelt man die wissenschaftliche Forschung über die Gesundheitsrisien der Mobiltelefonstrahlung.Im Jahr 2010 stellte sich heraus, dass alle Behauptungen falsch waren und die Anschuldigungen gegen die Reflex-Studie wurden komplett ausgeräumt. Von 2002 bis 2008 verdiente Lerchl eine Menge Geld mit dem von der Industrie kofinanzierten Programm „Deutsches Mobilfunk Forschungsprogramm“. Das IARC-Komitee der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das sich mit Strahlung und Krebs beschäftigt, hat Lerchl aufgrund von Interessenkonflikt nicht als Mitglied aufgenommen. Als er daraufhin Protest einlegt, erklärte das IARC ihm in einem scharfen Antwortschreiben, dass seine Mitgliedschaft nicht zu einer ausgeglichenen Kommission beitragen würde, weil ein großer Teil seiner Arbeit lediglich darauf abziele, jene Publikationen zu unterminieren, die Gesundheitsauswirkungen aufzeigen.
Die fälschlicherweise beschuldigte Laborassistentin des REFLEX-Teams verklagte Prof. Alexander Lerchl wegen Verleumdung und bekam Recht. Im Urteil des Landgerichts Hamburg von 2015 wurde ihr Anliegen in vollem Umfang bestätigt.
REFLEX-Studie juristisch bestätigt – Fälschungsvorwurf zurückgewiesen – Diagnose:Funk
Wie der Leiter der Studie Prof. Franz Adlkofer erläuterte, hätte die Reflex-Studie schon viel früher veröffentlicht werden sollen, allerdings versuchten die Telekommunikationsunternehmen, eine Publikation zu verhindern (Kopie und CV von Sianette Kwee).
Eine diesbezügliche Kritik zur laschen Haltung des niederländischen Gesundheitsrats kann man ebenfalls auf Seite 5 des Artikels „Krebs-Handys“ der Zeitschrift Vrij Nederland lesen.
Rechtskräftiges Urteil zu den Fälschungsvorwürfen – Elektrosmogreport